Am 5. Februar haben neue Sanktionen der EU gegen Russland zu greifen begonnen. Ab diesem Datum darf kein raffiniertes Öl, also weder Benzin noch Diesel, mehr importiert werden. Da die Ersatzbeschaffungen eher teuer sind, müssen auch Konsumenten mittelfristig mit steigenden Preisen rechnen. Laut allgemeinem Verständnis steht der Westen vor logistischen Herausforderungen, aber keinem Versorgungsproblem.
Die Befürchtungen nehmen zu, dass eine Verknappung des Erdölangebots bevorstehen könnte. Die IEA rechnet in ihrem aktuellsten Bericht zur Lage und den Aussichten am Markt für Rohöl für 2023 mit einer weltweiten Rekordnachfrage von 101,7 Mio. Fass pro Tag. Das Angebot wird mit dem Nachfrageboom nicht Schritt halten können, da sind sich die Analysten einig, selbst wenn der globale Ölmarkt zu Jahresbeginn noch einen deutlichen Angebotsüberschuss von etwa 1 Mio. Fass am Tag aufweist. Das zunehmende Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage wird vor allem in der zweiten Jahreshälfte zu höheren Weltmarktpreisen führen, warnt die IEA.
In den letzten Wochen gewann die Einschätzung an Gewicht, dass eine Verknappung des Erdölangebots bevorstehen könnte. Der Markt erwartet mit der nun begonnenen Hauptreisezeit zum chinesischen Neujahrsfest mit der Nachfrageerholung in China. Die Aussicht auf neue Sanktionen gegen Russland und das nahende Embargo auf Raffinerieprodukte stützten auch letzte Woche den Ölpreis.
Wie schnell sich der Wind an den Börsen drehen kann, zeigt sich in diesem noch jungen Jahr. Während gleich zu Jahresbeginn noch schwere Rezessionssorgen und die Angst vor einem dauerhaften Nachfrageeinbruch in China für einen Kurseinbruch sorgten, hat sich die Stimmung in den letzten Tagen gewandelt.